- DER KABYLISCHE FRÜHLING* -

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"Der Mensch ist frei geboren, doch überall liegt er in Ketten."
- Jean-Jacques Rousseau -


Der "Kabylische Frühling" - II


In aller Munde: das NORD-SÜD-GEFÄLLE
dagegen so gut wie unbekannt: das SÜD-NORD-GEFÄLLE
…das unglaubliche SÜDosteuropa-NORDafrika-Menschenrechts-GEFÄLLE
Jedes Jahr feiern die Kabylen nicht nur den sogenannten „Berberfrühling“ („Tafsut Imazighen“), sie gedenken gleichzeitig dem „Schwarzen Frühling“ („Tafsut Tavarkant“) (im April 2001 hat die Gendarmerie in der Kabylei 127 Jugendliche erschossen und verletzte Tausende zum Teil schwer).


Die arabisch-islamistische Regierung in Algier würde derartige Kundgebungen für die Freiheit der Kabylei am liebsten verbieten.

In der griechischen Hauptstadt finden immer Kundgebungen zum Gedenken an einen im Jahr 2008 in Athen erschossenen Jugendlichen statt. Zu diesem Anlass wurde von der griechischen Regierung zu friedlichen Demonstrationen aufgerufen.
Diese krassen Unterschiede zwischen zwei Ländern, die im Grunde nur durch einen Salzwasserteich getrennt sind, ist für die „Hitisten“** in der Kabylei schwer nachvollziehbar und so müsste sie den „Menschenrechtlern“*** in der Europäischen Union ein Dorn im Auge sein.
Dieser Salzwasserteich (Mittelmeer) ist in diesem Fall wie ein doppelseitiger Spiegel, der der gleichen Person zwei verschiedene Bilder reflektiert, abhängig von welchem Kontinent die Person in den Spiegel hineinsieht.
Die Gegensätze stechen dem Leser während des Lesens ins Auge, stechen aber noch mehr in das innere Organ unzähliger kabylischer Familien während deren ganzen Lebens.
In der folgenden Gegenüberstellung ist zu erkennen, dass der Unterschied zwischen Nord- und Südmittelmeer-Anwohner zu Recht GROßGESCHRIEBEN wird.
Im Jahr 2008 ging die GRIECHISCHE Ju­gend auf die Straße, um gegen Arbeits- und PERSPEKTIVLOSIGKEIT sowie Armut zu demonstrieren.

Im Jahr 2001 ging die KABYLISCHE Jugend auf die Straße, um gegen Arbeits- und PERSPEKTIVLOSIGKEIT, TAMHEQRANIT* sowie Armut zu demonstrieren.



Während dieses Aufstandes hat ein POLIZIST mit seiner DIENSTPISTOLE
1 (EINEN) 
jugendlichen GRIECHEN er­schos­sen.

Während dieses Aufstandes haben GENDARMEN mit KALASCHNIKOWS 127 (EINHUNDERTSIEBENUND­ZWAN­ZIG) jugendliche KABYLEN erschossen.



MAN WEIß NICHTob der Polizist FEHLERHAFT – mit der Absicht, zu töten – gehandelt hat. Es steht fest, dass er EIGENMÄCHTIG geschossen hat.

MAN HAT BEWEISE, dass die GENDARMEN GEZIELT – mit der Absicht zu töten – gehandelt haben. Es steht fest, dass sie BEFEHLSMÄßIG geschossen haben.



GRIECHISCHE Behörden haben eine Untersuchung angeordnet, um die Wahrheit zu ERFAHREN und haben den Angehörigen ihr MITLEID offiziell bekundet.

ALGERISCHE Behörden haben eine Untersuchung angeordnet, um die Wahrheit zu VERTUSCHEN und haben den Angehörigen ihre ARROGANZ offiziell gezeigt.



Jedes Jahr am Datum des Jahrestages gehen die Einwohner der GRIECHISCHEN Hauptstadt ATHEN auf die Straße, UM DEM GETÖTETEN JUNGEN ZU GEDENKEN.

Jedes Jahr am Datum des Jahrestages gehen die Einwohner der ALGERISCHEN Haupt­stadt ALGIER auf die Straße, UM DEN NORMALEN ALLTAG ZU GENIEßEN.



Die Medien der WESTLICHEN Welt haben viel über die Ereignisse von Athen berichtet, aber kein Wort über das Massaker in der Kabylei verloren.

Die Medien der ARABISCHEN Welt haben viel über die Ereignisse von Athen berichtet, aber kein Wort über das Massaker in der Kabylei verloren.


Für die Kabylen bedeutet dies - ohne infrage zu stellen, dass auch die Ereignisse von Athen tragisch waren -, dass sie den Glauben an den Westen immer mehr verlieren, da von diesen Völkern und seinen Vertretern doch viel zu oft viel zu sehr weggesehen wird.

* Tamheqranit: Willkürherrschaft
** Hitist (von Hit = Wand):
Junger Kabyle, ohne Ausbildung, ohne Arbeit, ohne Arbeitslosengeld.Er steht lehnend an Hauswänden, Sommer wie Winter draußen auf der Straße.Man weiß nie, was in seinem Kopf vorgeht, aber er wünscht bestimmt, dass in seinem Land Menschenrechte irgendwann eine Realität werden.
*** Menschenrechtler:
Erwachsener mit Hochschulabschluss, in einer hochdotierten Arbeitsstelle.Er sitzt lehnend in unbezahlbaren Sesseln, Sommer wie Winter in Brüsseler Luxusbüros.Man weiß nie, was in seinem Kopf vorgeht, aber er meint bestimmt,

dass Menschenrechte schon eine Realität sind.


(Text, Idee: "Manis", Ausarbeitung durch die Autorin)




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